Berliner Baubilanz 1980
Die Berliner Baubilanz 1980 wurde vom Berliner Senator für Bau- und Wohnungswesen im September 1980 in Berlin (West) herausgebracht.
Nach Jahrzehnten des Wiederaufbaus ging die öffentliche Hand viele Modernisierungs- und Entwicklungsvorhaben der geteilten Stadt an, die die Chancengleichheit fördern.
Öffentliche Bauvorhaben wurden in Milliardenwerten
teils durch den Bund gefördert.
Die Baubilanz von 1980 thematisiert den Umgang mit innerstädtischem Wohnen und Altbauten, Modernisierung von Bildungseinrichtungen und Erweiterungen vom städtischen Verkehrskonzept als Insel und öffentlichen Infrastrukturen.
Berlin (West) hat die unverwechselbare Atmosphäre von pulsierendem Leben auf dem Kurfürstendamm oder einem Hauch von Kiez in Alt-Berliner Stadtteilen,
bleibt jedoch eine seit 30 Jahren geteilte Stadt, die im Westteil von ihrem Umland getrennt ist,
mit einer anderen Dimension
in Wohnen, Freizeit, Arbeit, Umweltschutz.
Die internationale Bauaustellung in 1984 und Bundesgartenschau 1985 spielten bei der Schwerpunktsetzung von Neubauten, Modernisierungen und Grünflächen eine große Rolle.
Übersicht
Auf 71 Seiten beschreibt der Berliner Senat in der Baubilanz 1980 die Stadtentwicklung von Westberlin der letzten Siebziger Jahre und setzt Schwerpunkte für die Achtziger Jahre. Baubilanzen früherer und späterer Jahre waren oft kürzer.
Bereich | Schwerpunkte | Themen |
---|---|---|
Bauen und Wohnen | Bauwirtschaft Bauaustellung 1984 Wohnen in der Innenstadt Erneuerung und Modernisierung |
Neubauten in der Innenstadt und Umgang mit Altbauten, Innenstadt als Wohnort |
Stadtplanung | City-Planung Denkmal- und Stadtbildpflege |
Schwerpunkte in der Stadtentwicklung in der City, Umgang mit Altbauten und viele Neubauten der 1970er |
Farbe und Kunst | Farbe im Stadtbild Kunst im Stadtraum |
Öffentlich geförderte Kunst an öffentlichen Gebäuden und Gestaltung von Häuserwänden |
Bildungsinstitute | OSZ Handel Technische Universität Freie Universität |
Moderne Neubauten und Erweiterungen kommunaler Bildungseinrichtungen, neue Institute |
Verkehr | Autobahnen U-Bahnen Verkehrslenkung |
Erweiterung des innerstädtischen Verkehrsnetzes und Beschreibung der fortschrittlichen Verkehrslenkung |
Öffentlicher Raum | Internationales Congress Centrum Öffentliche Beleuchtung Grün Bundesgartenschau 1985 |
Erstes Jahr ICC, Wiederherstellung vom Viktoria-Luise-Park, Vorbereitung der BuGa 1985, Wettbewerb Berliner Leuchtenfamilie |
Kommunales | Landesanstalten Wasserwirtschaft 80er Vermessungswesen |
Neubauten diverser Landesbehörden, Neuerungen und Pläne der städtischen Vermessungs- und Wasserwirtschaft |
Bauen und Wohnen
Bis Ende der 1970er Jahre war Westberlin von einer Bauperiode bestimmt, die vor allem dringende Bedarfsbedeckung
fürs Wohnen und den Aufbau zerstörter Gebäude bedeutete.
Es gab Änderungen in der Berliner Baupolitik, die immer mehr greifen,
mit Schwerpunkt Innenstadt und behutsamer Erneuerung der Bausubstanz in den 80ern.
Bauwirtschaft
Angang der 70er Jahre begann für die Westberliner Bauwirtschaft eine rückläufige Phase
nach Abschluss der eigentlichen Aufbauphase.
Im Jahr 1976 beschloss der Berliner Senat eine Neuformulierung der Baupolitik zur Verbesserung der Wohnqualität in Altbauten und einer Umstellung von Rohbau auf Ausbau.
Mitte der 1970er wurde die Bauwirtschaft in Berlin durch äußere Einflüsse bestimmt – durch ein Konjunkturprogramm des Bundes wurden bis 1977 20 Tsd. neue Wohnungen geschaffen.
Danach lies die Neubautätigkeit nach, das bis 1978 gesunkene Arbeitskräfte-Potenzial
konnte den Auftragsstau durch Witterung nicht bewältigen, was zu erheblichen Baupreissteigerungen führte.
Geplant war, bis Ende Jahrhunderts 200.000 Wohnungen zu modernisieren mit einem Aufwand von 7 Mrd. DM: U-Bahnbau, Reinhaltung Gewässer und kommunale Bauten (Schulen, Universitäten, Krankenhäuser) sollten Schwerpunkte des Baugeschehens bilden.
Internationale Bauaustellung 1984
Die für 1984 geplante internationale Bauaustellung in Berlin spielte in der Stadtplanung in Hinblick auf Innenstadt als Wohnort
eine große Rolle.
Die Stadtplanung der Jahrzehnte vor den 80ern führte zu einer Kommerzialisierung der Innenstadt
und Entwertung als Wohnort
durch die Berücksichtigung einzelwirtschaftlichter Interessen.
Die Bauaustellung sollte dazu dienen, in Berlin (West) zukunftsweisenden Wohnungs- und Städtebau
zu entwickeln als Versuchsfeld für die Entwicklung neuer Wohnformen.
Geplante Schwerpunkte als Kern der Bauaustellung
waren: Behutsame Erneuerung in Kreuzberg, Stadtreparatur
der südlichen Friedrichsstadt, Vollendung des südlichen Tiergartens, und Einzelthemen
(Prager Platz, Tegeler Hafen, Altstadt Spandau).
→ Die Internationale Bauaustellung tauchte schon in der Baubilanz 1978 auf.
Wohnen in der Innenstadt
Öffentlich geförderter Wohnraum spiele eine zentrale Rolle bei der Versorgung der Bevölkerung mit Wohnraum
in der Nachkriegszeit mit einem regelmäßigen Volumen zwischen 75% und 90%.
In Berlin (West) wurden seit 1949 bis 1979 insgesamt 517.908 Wohnungen neu geschaffen, wobei der (unbebaute) Stadtrand Vorrang hatte. Innenstadtviertel drohten unattraktiv und vernachlässigt zu werden.
1980 wurde ein Gleichstand privater Haushalte und Wohnungsbestand erreicht, der allgemeine akute Wohnungsnotstand
wie noch vor 20 Jahren
war überwunden.
Eine Wohnungsmarktanalyse sollte bis 1981 für Berlin (West) durchgeführt werden, als Orientierung für Politik und Planungen.
Mit neuen Instrumentarien wurde die Stadtentwicklung für die 1980er Jahre auf die Innenstadt reorientiert — mit ersten Erfolgen, wo die Innenstadt als Wohnort zurückgewonnen
wurde.
Erneuerung und Modernisierung
Berlin braucht Zeugnisse seiner Vergangenheit, nicht nur einzelne Bauwerke, sondern auch ganze Quartiere.
Bis 1980 wurde in Berlin (West) ein Gebiet von der Größe einer mittleren Kleinstadt saniert.
Untersuchungen von Sanierungsbetroffenen
ergaben, dass sich die Wohnqualität durch die Sanierungen verbesserte – mehr Neubauwohnungen (50%), Innentoiletten (98% zu 47% vorher), Bad (95% zu 22%) und Etagen- oder Zentralheizung (81% zu 3%).
Als Beispiel für erfolgreiche Sanierungen führt die Baubilanz 1980 das Sanierungsgebiet Schöneberg-Bülowstraße an, das 1972 in Berlin (West) im Ersten Stadterneuerungsprogramm festgelegt wurde und Mitte der 1980er abgeschlossen sein sollte.
Altbauten wurden modernisiert, Neubauten im sozialen Wohnungsbau schlossen Lücken in der Blockrand-Bebauung.
Es gab Freizeit- und Fußgängerangebote, Grünanlagen und Blockinnen-Parks.
Stadtplanung
City-Planung
Die Berliner City
rund um den Breitscheidplatz und Kudamm spielte fÜr die 1980er eine wichtige vielschichtige
Rolle mit Läden, Restaurants, Büros, Kinos, Kultur aber auch Wohnraum.
Mit dem Programm zur Attraktivitätssteigerung der City
, kurz City-Programm, wollte der Senat die Qualität, Fußgängersituation und das Stadtbild verbessern.
Da die westliche Innenstadt, Zoo-City, größtenteils bebaut war, sollten Straßen und Plätze umgestaltet werden – der Mittelstreifen am Kurfürstendamm wurde doppelt mit Bäumen bepflanzt, die Schnalle
am Breitscheidplatz wurde (für Autos) geschlossen.
Wettbewerbe und Gutachten spielten bei der Planung und Umgestaltung eine große Rolle.
Der Wittenbergplatz wurde fußgängerfreundlich umgestaltet, für Hardenbergplatz, Joachimstaler Platz und Tauentzienstraße lagen Gutachten aber noch keine Entscheidungen für die 80er Jahre vor.
Viel Energie wandte der Senat für den Augsburger Platz auf – ein Architektenwettbewerb für eine begrünte Tiefgarage mit öffentlichen Spielflächen und Bäumen.
Denkmal- und Stadtbildpflege
Die Denkmalpflege war in der Berliner Stadterneuerung in vielen Spannungsfeldern: historische Blockstrukturen und menschenwürdige Wohnverhältnisse,
Baudenkmäler versus Raumbedarf neuer Industrie.
Geschichte habe sich nicht nur in der Zeit, sondern auch im Raum abgespielt,
wovon Historiker überzeugt werden müssten.
Fassaden historischer Häuser wurden restauriert, historische Stätten inventarisiert und Technikbaudenkmäler umgewidmet. Die Maschinen sollten über das Museum für Verkehr und Technik museal aufgestellt werden, die Neunutzung der Gebäude nicht behindern.
Ein weiterer Schwerpunkt der Konservierung waren Wohnsiedlungen aus der Weimarer Republik: Hufeisensiedlung in Britz, Onkel-Tom-Siedlung in Zehlendorf, Weiße Stadt Schillerpromenade in Reinickendorf und Siemensstadt in Charlottenburg/Spandau. Diese wurden inventarisiert, teils als Baudenkmäler eingetragen und instandgehalten.
Farbe und Kunst
Farbe im Stadtbild
Durch das Programm des Senats Farbe im Stadtbild
wurden mit geförderten Wettbewerben durch Künstler und Architekten seit Ende der 70er Jahre Projekte in verschiedenen Stadtteilen durchgeführt, um Häuserfassaden zu gestalten.
Dies wurde durch Bürgerinitiativen und Arbeitsgemeinschaften unterstützt.
Kunst im Stadtraum
Neben der Gestaltung privater Wohngebäude förderte der Senat auch Kunst an öffentlichen Baumaßnahmen.
Es gab das Kunst-am-Bau Programm mit 3 Mio. DM jährlich sowie das neue Kunst im Stadtraum
Programm mit 2,4 bis 3,25 Mio. DM.
Hier gab es Wettbewerbe, Kunst an Brücken und Gestaltung von Straßentunneln.
Bildungseinrichtungen
Oberstufenzentrum Handel
Nach dem Neubau von über 150 Schulen seit 1945 lag der Fokus seit den 70er Jahren auf Oberstufenzentren mit Gesamtkosten von 878 Mio. DM, von denen in Westberlin sieben bis 1980 fertiggestellt wurden.
Bereits 1979 erfolgte der Umbau und Erweiterung des Oberstufenzentrum Handel in der ehemaligen Wrangel-Kaserne. Das historische Hauptgebäude wurde nach einem Wettbewerb erhalten, umgebaut und durch einen Neubau im Inneren erweitert. Neben gymnasialer Oberstufe bot das OSZ Berufsfachschule und Berufsschule für 1860 Schüler.
Technische Universität
Bis 1981 sollte der Neubau des Mathematischen Instituts der Technischen Universität Berlin für rund 1.800 Studenten fertiggestellt werden.
Der achtgeschossige Neubau an der Straße des 17. Juni auf dem Nordgelände der TU war ein Strukturelement
in H-Form, ergänzt um ein Hörsaalzentrum.
Beide Bauabschnitte sollten 1981 fertiggestellt werden für 76 Mio. DM, mit Bibliotheken, EDV-Anlagen, Kommunikation und Laboren.
Freie Universität
Die Freie Universität Berlin wurde in den 1970ern und 80ern deutlich erweitert, basierend auf einem internationalen Wettbewerb in 1963.
Der gemeinsame Generalplan
für die schachbrettartigen und vernetzen Strukturen
im Villenviertel im Berliner Süden sollte Wohnviertel und Universitätsgebäude harmonisch verbinden, in einem natürlichen Außenrahmen.
Schwerpunkt der Baubilanz 1980 waren die geistes- und naturwissenschaftlichen Institute der FU Berlin, die in den Jahren bis 1980 neugebaut und erweitert wurden.
Geisteswissenschaften: Die Rostlaube
aus Corten-Stahl basierte auf einem Wettbewerb der FU aus dem Jahr 1963, in dem die Institute in freier Grundrißform
, unterbrochen durch begrünte Innenhöfe, verbunden waren.
Im Jahr 1980 übergeben wurde die Erweiterung, die Silberlaube
mit Aluminiumfassade, für 87 Mio. DM als zweiten Bauabschnitt.
Naturwissenschaften: Neugebaut zwischen Botanischem Garten und Königin-Luise-Straße wurde bis 1980 das Institut für Chemie, in Bau befand sich noch das Institut für Physik, für 82 Mio. und 90 Mio. DM, basierend auf einer gemeinsamen Grundkonzeption.
Verkehr
In den 80ern sollten die Schneisen für den Verkehr neu geordnet
und das Auto in seine Grenzen
gewiesen werden, Autobahnen, Durchgangsstraßen und unterirdische Parkhäuser den Verkehr aufsaugen
, und mehr verkehrsberuhigte Straßen und Plätze das Wohnen in der Stadt lebenswerter machen.
Die planerischen Vorraussetzungen dafür war der Bericht 1977
zu Problem, Lösungen und Maßnahmen im Westberliner Verkehr.
Die Verkehrskonzeption der 80er Jahre sollte in einem neuen Bericht
erarbeitet werden zur langfristigen Planung.
← Der Bericht 1977 erschien schon in der Baubilanz 1978.
U-Bahnen
Das U-Bahnnetz, Anfang der 1980er in Westberlin über 100km lang, sollte in den 80er Jahren weiter ausgebaut werden. Seit 1953 wurde das U-Bahnnetz in Berlin um 47km erweitert auf 128,4km (gesamt) und 101,7km (West), von 93 auf 146 Bahnhöfe, davon 111 im Westen.
Die Investitionen für den U-Bahnbau in Berlin (West) beliefen sich bis 1980 auf 2,07 Mrd. DM. Schwerpunkt der 80er Jahre war die Anbindung von Spandau durch die U7, nachdem im Oktober 1980 die Verlängerung von Richard-Wagner-Platz bis Rohrdamm erreicht wurde.
Linie | Status | Abschnitt | Länge |
---|---|---|---|
U7 | in Bau | Rohrdamm bis Rathaus Spandau | 4,7km |
U8 | in Bau | Osloer Straße bis Märkisches Viertel | 8,8km |
U9 | Bauvorbereitung | Rathaus Steglitz Lankwitz | 3,4km |
U10 | Bauvorbereitung | Rathaus Steglitz bis Kurfürstenstraße | 6,0km |
Die Altstadt Spandau und das Rathaus sollten bis 1984 angebunden werden. Weitere Schwerpunkte waren die Anbindung von Außenbezirken in Nord (U8 Reinickendorf) und Süd (U9 Steglitz/Lankwitz, später nicht vollständig realisiert).
Mit diesen Maßnahmen würde sich das U-Bahnnetz von Berlin auf rund 150km erweitern, langfristige Planungen in Westberlin sahen eine Verlängerung der U-Bahn auf knapp 200km vor.
Die neugebauten Bahnhöfe der 1980er Jahre und der U7 generell folgten einem ähnlichen, farbenfrohen und markanten Farbschema, mit dem einzelne U-Bahnhöfe leicht unterschieden werden konnten.
← War auch Thema der Baubilanz 1978.
Straßen und Verkehr
Im Straßenbau in Berlin (West) gab es ab Ende der 1970er eine Verschiebung vom Ausbau des Straßennetzes hin zu Qualitätsverbesserungen in der Innenstadt West durch Verkehrsberuhigung und Neugestaltung von Straßen- und Platzräumen.
Wesentliche Maßnahmen im Straßenbau waren nur noch
Anpassungen nach der Fertigstellung vom Autobahnring in Schönenerg, Wedding und Tiergarten und einige größere Straßenbauten in Spandau (Magistratsweg und Klosterbuschweg) und Neukölln (Rudower Straße).
Spezieller Fokus der städtischen Verbesserung war die City-West am Kudamm, Wittenberg- und Breitscheidplatz. Generell gab es mehr Instrumente zur Verkehrsberuhigung, um Anliegern eine intensivere Nutzung ihrer Straßen zu ermöglichen mit Ladezonen, Verschwenkungen, Kommunikationsflächen, Parkplätzen und neue Baumpflanzungen.
Der Neubau von Radwegen und einem eigenen Radnetz sollte in den 80ern eine große Rolle spielen, mit jährlich bis zu 15 Mio. DM. Vorhaben waren Radwege in Schöneberg (an der Urania und Lietzenburger Straße), Tiergarten, Reinickendorf (Berliner Straße und Oraniendamm), Spandau (Potsdamer Chaussee) und Zehlendorf (Hüttenweg).
Auf die moderne Verkehrsregelanlage mit über 1.100 Lichtsignalanlagen, einem Kabelnetz von 500km und einem zentralen Bedienrechner in der Friesenstraße war der Senat 1980 besonders stolz.
Angeschlossen waren 15 Schaltämter, die bestimmte Magistralen steuerten (Heerstraße, ICC, Flughafen, Autobahntunnel).
Berlin (West) hatte damit in Europa eine führende Stellung
und setzt zukunftsweisende Impulse.
Autobahnen
Die Planung für das Autobahnnetz in Berlin (West) basierte weiterhin auf dem Flächennutzungsplan von 1965, wurde aber kontinuierlich reduziert.
Die 1980 aktuelle Konzeption für BAB in Berlin wurde 1976 veröffentlicht, mit Fokus auf Westberlin, aber der Möglichkeit, Verbindungen zum anderen Teil unserer Stadt herzustellen.
Der Kern des Autobahnnetzes war der Autobahnring, der Kerngebiete von Charlottenburg, Wilmersdorf, Schöneberg und Tiergarten umschließt, sowie drei Verbindungen zu Fernstraßen nach Westdeutschland – nach Hamburg, Südosten und Hannover/Nürnberg. Dazu kamen sechs Abzweige in Stadtbezirke, für ein Netz von 38km Länge, 63km geplant.
Geplant war immer noch eine Umschließung der City-West mit einer West-Tangente, die den Stadtring in Süden in Schöneberg und im Norden in Wedding treffen sollte.
Öffentlicher Raum
Internationales Congress Centrum
Das ICC wurde nach langem Bau und Planung in 1979 eröffnet und hat im ersten Jahr die ihm zugedachte Funktion als internationale Begegnungsstätte zum Nutzen Berlins voll erfüllt.
Berlin verbesserte sich durch das ICC von Platz 17
in 1976 auf Platz 7
nur knapp hinter Konkurrenten wie New York, London und Genf – mit Abstand als erste deutsche Stadt.
Im ersten Jahr gab es 650 Tsd. ICC-Besucher; 259 Kongresse hatten 120 Tsd. Teilnehmer, die weiteren 530 Tsd. Gäste kamen aus den verschiedensten Anlässen.
Auch in Zukunft habe das ICC einen Wettbewerbsvorsprung
, eingebettet in eine infrastrukturell gut gerüstete und kulturell attraktive Stadt.
← Das ICC wurde schon in der Baubilanz 1978 besprochen.
Öffentliche Beleuchtung
Die Berliner Straßenbeleuchtung feierte in 1979 ihr 300-jähriges Bestehen, begleitet von einem Wettbewerb für Ideen für eine Berliner Leuchtenfamilie
mit 32 Entwürfen, die von einer Jury für Hauptstraßen, Wohnstraßen sowie Innenstadt-Plätze ausgesucht und dann mit der Industrie fertig entwickelt wurden.
Beleuchtungsanlagen wurden für bedeutende Orte im Stadtbild geschaffen – am Großen Stern mit 54 zweiarmigen Natriumdampf-Leuchten, Schinkel-Leuchten
in historischen Ortskernen von Wannsee, Marienfelde und Lichtenrade sowie der erstmaligen Anleuchtung von zwei Tiergartener Spreebrücken.
Die Beleuchtung in Westberlin, vor allem der Autobahnen und einzelner Tunnel, wurde weiter auf Natriumdampf-Hochdrucklampen umgestellt.
Grün
Die Achtziger Jahre sollten vom Naturschutz geprägt sein und einer Erweiterung und Verbesserung der öffentlichen Grünanlagen in Westberlin. Das Berliner Naturschutzgesetz und Landschaftsplanung legten Strukturen für die 1980er Jahre fest – ein Landschaftsprogramm sollte dies innerhalb von fünf Jahren konkretisieren.
Unter Mitarbeit der Bezirksämter und unter Bürgerbeteiligung sollten so Landschafts- und Grünordnungspläne geschaffen werden und die Grünflächen in Westberlin von 2.300 Hektar um 1.200 Hektar steigen. Gartendenkmalpflege in vielen Berliner Parks der Weimarer Zeit spielte eine große Rolle, ebenso der Glienicker Park.
Der 1899 entstandene Viktoria-Luise-Park wurde im Frühjahr 1980 nach seiner Wiederherstellung
wiedereröffnet und war nun für die Anwohner ein ortstypischer grüner Mittelpunkt.
Der Platz wurde 1899 von Fritz Encke entworfen, und als Element typischer Berliner Kultur
in der Gartendenkmalpflege erhalten.
Bundesgartenschau 1985
Im Jahr 1980 war Halbzeit beim Bau der Bundesgartenschau Berlin im Südosten Berlins.
Begonnen in 1975, sollte die BuGa mit dem einmaligen Konzept
ein Motor
sein, um den mit Grün unterversorgten
Bewohnern im Südosten einen Park zu schaffen.
Geplant mit einem Ideenwettbewerb 1976-77 und vielen Wünschen, Hoffnungen und vielleicht auch Träumen,
wurde der Entwurf 1979-80 in 1:500 ausgearbeitet und die Baukosten ermittelt.
Es zeigte sich, dass das Budget in 1975 mit 98 Mio. DM geschätzt wurde, in 1980 jedoch auf 182 Mio. DM anwuchs.
In 1980 wurde das Projekt trotzdem von allen Fraktionen des Abgeordnetenhauses getragen,
und Pflanzarbeiten sollten Ende des Jahres beginnen.
Nicht erreicht wurde eine städtebauliche Einbindung des Parkes in seine Umgebung,
da aufgrund der begrenzten Zeit bis zur Eröffnung nur Ansätze realisiert werden konnten.
← Grün und BuGa wurden schon in der Baubilanz 1978 besprochen.
Kommunales
Landesanstalten
Im Jahr 1979 wurden mehrere Landesanstalten in Berlin fertiggestellt – ein gemeinsamer Neubau für Lebensmittel und Chemie sowie für Veterinärmedizin und Lebensmittelhygiene in Tiergarten. Der zunehmende Verbraucherschutz und Umweltbewußtsein machten hier eine Erweiterung notwendig, für etwa 47 Mio. DM.
Wasserwirtschaft Fahrplan 80er
Die Wasserwirtschaft im Westberlin der 1980er sollten interdisziplinär gedacht werden, um allen Nutzungsansprüchen mit den Erfordernissen des Gewässers zukunftssicher in Einklang zu bringen. Schwerpunkte für das nächste Jahrzehnt waren die Verkehrswasserwirtschaft und die Sanierung wichtigster Berliner Gewässer.
In der Verkehrswasserwirtschaft sollte in der Schleuse Spandau eine zweite Kammer für den Verkehr mit Europaschiffen
gebaut werden, ein Plan seit den 1920er Jahren, der 1977 mit der DDR vereinbart wurde.
Damit konnten 1.000t und 1.350t Schiffe die Industriegebiete der Oberhavel
erreichen.
Ebenso sollte der Teltowkanal Ende 1981 für den Schiffsverkehr vom Westen geöffnet werden, wofür erhebliche Ufer- und Baggerarbeiten notwendig waren, in Vereinbarung mit der DDR.
Die Berliner Seen sollten basierend auf einem Bericht des Senats mit 50 Einzelmaßnahmen saniert werden.
Das Gesamtkonzept aus 1980 hatte Schwerpunkte in drei Gewässergütebereichen
: Oberhavel mit Tegeler See, Spree mit Unterhavel und die Landseen.
In Tegel und der Oberhavel wurde kanalisiert und der Umgang mit Abwässern neu geregelt. In Ruhleben sollten Abwässer nun in den (bereits stark belasteten) Teltowkanal geleitet werden – hier war eine Gesamtberliner Lösung zur Entphosphatung notwendig. In der Grunewaldseenkette wurde Entschlammung, Reinigung und Wasserausgleich durchgeführt.
Vermessungswesen
Bildflüge zur Vermessung wurden seit 1954 vom Senat mit Genehmigung der Allierten alle fünf Jahre durchgeführt. Im Frühling 1979 (vor der Belaubung) wurden dazu Flüge in einer Höhe von 3.000m im Maßstab 1:10.000 und in Teilgebieten in 1:4000 (1.200m) durchgeführt.
Dazu kamen noch weitere, auflösendere Aufnahmen und im Herbst 1979 ein Infrarotfilm für Vegetationsschäden an Straßenbäumen.
Die Bilder wurden zur Vermessung aber auch in Planung, Bau und vielen Bereichen von Verwaltung, Wissenschaft und Wirtschaft
genutzt.
Quellen
Die Hauptquelle dieses Artikels und der Bilder ist die Berliner Baubilanz 1980, Senator für Bau- und Wohnungswesen, September 1980, Berlin (West).